Die „Rhöndorfer Ökumenische Gespräche“ 2019 standen unter dem Thema: „Haben wir Antworten auf den pluralen Alltag moderner Gesellschaften?“
Der Referent des ersten Abends war Michael Lingenthal, langjähriger Leiter der Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern. Er sprach zu dem Thema: „(Unsere) Werte, die (uns) tragen“. Der Wertekanon mit einer Vielzahl von Begriffen zeigt sich individuell von jeweiligen Lebenssituationen abhängig und verändert sich zeitbedingt. Das Grundgesetz formuliert als einzigen unveräußerlichen Wert die Würde des Menschen. Alle anderen Werte können durch Gesetze eingeschränkt werden. Gleichzeitig ist auch eine Konkurrenz unterschiedlicher Werte feststellbar.
Professor Dr. Peter Conzen, Leiter der katholischen Familien- und Erziehungsberatung Bonn, behandelte das Thema: „Aktuellen Ängsten begegnen – aber wie?“ Identität hat derzeit Hochkonjunktur. Die Zerrissenheit des derzeitigen Weltgeschehens mit ihren Unwägbarkeiten bedrängt die westlichen Gesellschaften und führt zu einem Klima des Unbehagens, das sich in diffusen Gefühlen wie Scham, Zweifel, Ohnmacht, Wut und Abschottung äußert. Die Umbrüche der Moderne bieten gleichzeitig Chancen, in ständiger emanzipatorischer Entwicklung eine resistente Identität zu entwickeln.
Der Paderborner Dogmatiker Professor Dr. Klaus von Stosch, Mitbegründer der „Komparativen Theologie“, zeigte zum Thema:“ Wegweiser in der Welt der Religionen“ auf, wie es gelingen kann auf der Suche nach Wahrheit und Erkenntnis, also einem tieferen Verständnis von Gott, positiv andere Religionen wahrzunehmen und zu schätzen, selbst wenn sie den eigenen Werten widersprechen. Sich dem „Anderen“ aussetzen kann neue Perspektiven des eigenen Glaubens eröffnen. Wertschätzung der eigenen und der anderen Religion, Demut, Empathie und Gastfreundschaft schaffen dazu den Raum.
Die große Zahl der Teilnehmer und die lebendige Diskussion an allen Abenden bewies die Aktualität und Wichtigkeit der Thematik.